Höllental-Ausfahrt

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Nachdem Andy nicht nur in aller früh mit dem Auto eine Hauswand geküsst hatte, sondern wir auch noch auf halben Weg kehrt machten (weil ich meine Allergietabletten vergessen hatte) und Andy dann letztendlich panisch nach seinem Handy suchte (das sich übrigens während der ganzen Panikattacke in seiner Trikottasche befand), konnte es endlich los gehen. Gestartet wurde in Bad Fischau in Richtung Piesting und retour über das Klostertal/Höllental. Soviel zum Plan. Ausgestattet war ich also mit Taschentüchern (Allergikerangewohnheit), Asthmaspray, 2 Liter Wasser, Energieriegel und für alle Fälle – ein Energie-Gel. Auf auf!

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Kartenübersicht Höllental

Diesmal waren wir nicht zu zweit unterwegs, sondern hatten Verstärkung – Andys Mum und ihr Freund Harald waren unsere Begleitradler. Die beiden waren top durchgestylt von oben bis unten und dazu alles noch im Partnerlook, sogar die gleichen Socken hatten sie an! Andy und ich haben da also noch einen weiten Weg vor uns, um auch auszusehen wie die ärgsten Pro’s unter den Rennradfahrern.

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Bella Italia im wunderbaren Österreich

Da unser Tag ja wirklich sehr komisch gestartet war, hatte ich anfangs Schwierigkeiten mein Tempo zu finden und teilweise trottete ich einfach nur hinter den anderen her. Ich war sehr still und Andy machte sich schon Sorgen, aber ich fand einfach nicht mein Tempo und auch nicht meine optimale Sitzpostition, das nervte. Zum Glück wurde es irgendwann besser und ich hatte wieder riesen Spaß am radeln, doch so richtig weit waren wir noch immer nicht gekommen. Bei Gutenstein machten wir einen kleinen Abstecher (der ca. 8-10 Kilometer lang war). Dieser führte hinauf auf die Haselrast mit einer durchschnittlichen Steigung von 10%. Judy und Harald fuhren in ihrem Tempo voraus und waren nach kurzer Zeit aus unserem Blickfeld verschwunden. Die Landschaft war traumhaft – rings um uns waren unzählige  Fichten und Sonne und Schatten wechselten sich spielend ab. Es roch nach Wald und einfach nur nach Natur, denn dort waren kaum Autos unterwegs. Andy und ich fragten uns, was dort wohl der Quadratmeter kostete, das wär‘ dort was für die Pension 😉

Nach der Abfahrt ging es also endlich in Richtung Höllental. „in Richtung“ trifft es hier auch am besten, denn der Weg war lang und erschwerlich. Ich war wirklich schon komplett am Ende und wir hatten gerade einmal die Hälfte der Strecke hinter uns! Dieses Klostertal zog sich sowas von in die Länge, das war sagenhaft. Nichts bekam ich mit von der schönen Natur, ich hatte nur eins im Blick, den Asphalt auf dem mein Rennrad sich vorwärts bewegte. Also war es so weit, das Gel musste mich retten. MAN IST DAS EKELIG. Die Sonne hatte dieses zuckersüß gelige Etwas so aufgewärmt, dass ich sogar meinen Brechreiz unterdrücken musste. Puh, das Gel wirkte, doch das Wasser wurde knapp und wir hatte noch immer 20 Kilometer vor uns, bis wir endlich Wasser auffüllen konnten. Es war eine Tortur. Das Tal war nicht so kühl wie wir uns das alle erhofft hatten. Die Hitze machte uns allen zu schaffen, aber mir besonders, da ich ja erst seit April am Rennrad saß. Nicht nur, dass ich schon kraftlos dahin trottete, tat mir zu allem Übel auch noch mein Popschi total weh, also musste ich teilweise im Wiegetritt durch das Klostertal radeln.

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Klostertal

Gemeinsam – mit schiebender Unterstützung von Andy – hatte ich es dann geschafft, wir waren im Höllental angekommen, doch noch lange nicht bei der Wasserauffüllstation. Mittlerweile hatte sich aber mein persönlicher Schweinehund eingeschalten. Er versuchte mir ständig einzureden „Du schaffst das nicht.“ „Du bist am Ende.“ „Gib doch endlich auf.“ Doch das konnte ich nicht. So gern ich von dem Rad abgestiegen wäre, was hätte es mir gebracht. Wir waren viel zu weit weg von unseren Autos, also musste ich da durch. Judy, Andys Mum, meinte auch, es wäre nicht mehr „so weit“. „Wir sind bald da.“ Eines ist sicher, jetzt weiß ich von wem Andy seinen Orientierungssinn geerbt hat. Nach 15 Kilometern waren wir !endlich! bei dem Wirtshaus angekommen und konnten unsere Flaschen mit eiskaltem Quellwasser anfüllen. Mittlerweile war ich komplett unterzuckert, also bestellten wir uns alle ein Coca Cola mit Zitrone und für mich gabs ein Semmerl. Noch nie, und ich meine wirklich, noch nie, hat eine Semmel so gut geschmeckt wie diese und dann erst das Cola. OMG. Unglaublich lecker. Innerhalb von 5 Minuten war ich wieder die Alte. Schluss wars mit dem schweigendem Radfahren und so sprudelte es wieder aus mir heraus.

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Gutenstein Selfie

Das obigeSelfie wurde aufgenommen, bevor ich so am Limit war – wie unschwer zu erkennen ist, kann ich da sogar noch grinsen. Nach Gutenstein hat sich Andy dann glaub ich nicht mehr getraut Fotos von mir zu schießen, haha 😛 Auf dem Heimweg riss ich sogar ein paar Tini-typische-Witze an und konnte mich wieder mit Judy und den anderen unterhalten. Während der wirklich unendlich heißen Heimfahrt kippten wir uns gegenseitig das kühle Wasser über die Köpfe um uns so zu erfrischen. Kurz nachdem wir das Höllental verlassen hatte, fragte ich wirklich im 5 Kilometer-Tackt, wie lange es denn noch bis nach Bad Fischau sei. Ihr könnt euch das vorstellen, wie bei einer Autofahrt mit Kindern in den Urlaub, nur dass ihr eine Freundin am Hals habt, die wirklich schon komplett Banane ist 🙂 „Andy, wie lange ist es noch?“ „Tini, noch ca 25 Kilometer.“ „WAS?! So viel noch? Des schoffi ned.“ „Andy, wie lange ist es noch?“ „Tini, noch ca 20 Kilometer.“ „Andy, ich krieg die Krise.“ und das in Endlosschleife. Darum – vielen Dank für deine Geduld mein Schatz. Danke auch an Harald und Judy, dass ihr mit uns mitgefahren seit, ich hoffe ihr traut euch noch ein zweites Mal mit uns mitzufahren.

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After-Selfie-Time

Fazit: Ich habe mehr als die 100 Kilometer Marke geknackt, nämlich über 116 Kilometer. Für das nächste Mal wissen wir, Harald hat immer Recht: Nachdem die Haselrast geschafft war, wären wir gleich in Rohr angekommen und hätten uns dieses lange, anstrengende Klostertal erspart, welches mich an meine Grenzen gebracht hat. Oh und achja, falls ihr beim Kauf eurer Rennradhose gefragt werdet, ob ihr gerne eine Sitzcreme dazukaufen möchtet, dann macht das, damit wäre mir jetzt einiges erspart geblieben. Die Leiden einer jungen Rad-Anfängerin 😉

Bis bald,

Tini