Patrick Konrad im Interview

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Hier findet ihr das gesamte Interview das Patrick und ich geführt haben. Patrick Konrad ist ein österreichischer Radprofi. Wenn ihr den Beitrag zur „Radausfahrt mit Patrick Konrad“ noch nicht gelesen habt, dann klickt einfach hier. Das Interview beschreibt Patricks Alltag mit seinem Team BoraArgon18, was er gerne außerhalb des Radsports unternimmt und wie er sich auf die Saison 2016 vorbereitet. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Trainierst du strikt nach Trainingsplan oder ist das eher nur so ein Richtwert?

Ich trainiere sehr stark nach Plan, wobei es sehr wichtig ist auch auf seinen Körper hören zu können. Ich finde es auch unglaublich wichtig, das man sich auch auf sein Gefühl bzw. die eigene Befindlichkeit verlassen kann. Natürlich spielt Ernährung eine große Rolle.

Wie schaffst du es, deine Leistung so konstant über eine ganze Rundfahrt zu bringen?

Ich glaube, dass ist einfach mein Fahrertyp und ich lege auch mein Training danach aus. Wenn man es auf die Gesamtwertung absieht ist es wichtig seine Körner von Anfang an zu sparen und zu wissen wo man seine Kraft investieren muss und Vollgas gibt. Eine Mannschaft die dir dabei hilft, spielt auch im Radsport eine sehr wichtige Rolle. Zuletzt gut zu sehen bei der 20. Etappe der Vuelta.

Wie bereitest du dich vor einem Renntag vor? Gibt es hier ein eigenes Ritual?

Im Großen und Ganzen ist es immer dasselbe. Meistens geht mein Flug schon früh am Morgen. Am Flughafen wartet dann schon ein Betreuer mit dem ich dann weiter ins Hotel fahre. Das können trotz Flug manchmal noch ein paar Stunden sein. Im Hotel angekommen gibt’s Mittagessen danach wird 1-2h locker trainiert oder vor einem Prolog mit dem Zeitfahrrad die Strecke besichtigt. Dann steht nur mehr eine Massage, Abendessen, etwas Zeit mit der Mannschaft verbringen, mit meiner Freundin telefonieren und so viel für den nächsten Renntag vorzubereiten wie nur möglich am Programm. Das heißt Startnummern montieren, Wetterbericht checken und sein Gewand herrichten um einfach am nächsten Morgen so wenig Stress wie möglich zu haben. 

Gibt es eine Teamtaktik vor jedem Rennen, wenn ja, ändert sich diese Taktik während eines Rennens?

Ja vor jedem Rennen gibt es im Teambus ein Meeting, wo wir mit der sportlichen Leitung die Taktik für das bevorstehende Rennen besprechen. Oft geht es bei dem Meeting darum, wie sich jeder Einzelne fühlt, was sich das Team von dem Rennen erwartet und es werden verschiedene Szenen durchgespielt, die passieren könnten, um dann im Rennen darauf vorbereitet zu sein. Ja, es kommt aus verschiedensten Gründen schon mal vor, dass wir auch während des Rennens unsere Taktik adaptieren müssen.

Wenn du dein Rennen in 3 Worten beschreibst, welche Worte wären das? 

Ruhe, Ausdauer und Kraft.

Wenn du die Dänemarkrundfahrt mit der Tour de L’ain vergleichst, welche Rundfahrt war schwieriger? 

Die Dänemarkrundfahrt hat mich auf Grund der Streckenführung und dem schlechten Wetter mental mehr müde gemacht. Durch den Wind, Regen, die vielen Stürze und gefährlichen Situationen in welchen man die Gesamtwertung verlieren konnte, zerrten an einem – mehr als wenn die Etappen überschaubar sind und nicht sonderlich viel passiert. Die Halbetappe – mit einer kurzen Etappe am Vormittag und einem Zeitfahren am Nachmittag – bedeutet auch sehr frühes aufstehen, spät ins Bett kommen und viel Stress. Da war die Tour de L’ain dann doch etwas entspannter.

Welche Ziele hast du für die nächsten Rennen?

Meine nächsten Ziele sind die Italienischen Herbstklassiker die ich schon im letzten Jahr bei Netapp kennen gelernt habe. Die gefallen mir sehr gut und entsprechen meinem Fahrertyp. Ein kleines Highlight wird dann am Ende der Saison die Abu Dhabi Rundfahrt, die heuer zum ersten Mal am Programm steht. Danach geht’s in die Saisonpause bevor am 1. November wieder das Training für die Saison 2016 beginnt.

Patrick hat übrigens die italienischen Herbstklassiker bereits absolviert und konnte beim „Memorial Marco Pantani“-Rennen unter die Top 20 fahren! Starke Leistung während der gesamten Herbstklassiker.

Welchen Tipp kannst du einem Hobby-Radrennfahrer geben?

Im Radsport gewinnt nicht unbedingt immer der Stärkste, sondern oft der Schlauste. Es hängt viel von der richtigen Position in der Gruppe und vom Timing ab. In der Ruhe liegt die Kraft und du solltest dich nie von deinen Gegnern einschüchtern lassen. Mit einer guten Taktik, etwas Rennverständnis und Motivation kann man viel leisten um eventuelle Schwächen wieder auszugleichen.

Wie bereites du dich übern Winter für die neue Saison vor?

Ich betreibe im Winter, logischerweise, sehr viel Ausdauertraining. Das heißt auch, dass ich zwei mal die Woche in die Kraftkammer gehe oder mich beim Zirkeltraining wiederfinde. Anfang Dezember geht’s dann in das erste Trainingslager meiner Mannschaft und nach den Weihnachtsfeiertagen gleich noch einmal ins Trainingslager. Anfang Februar starten wir dann schon in die Rennsaison 2016. Wie du siehst, hat man als Profi nicht mehr so viel Zeit um sich auf die nächste Saison vorzubereiten.

Was machst du als Ausgleich zum Radsport?

Das was jeder gerne tut – Zeit mit meiner Freundin und mit meinen Freunden verbringen.